Stunde der Gartenvögel vom 13. bis 16. Mai 2021

Vögel beobachten und zählen

In vielen Regionen Deutschlands ist der Vatertag ins Wasser gefallen. Doch  Naturfreundinnen und -freunde haben sich von Regen und Fröstel-Temperaturen am langen Wochenende kaum abschrecken lassen. Mehr als 140.000 Menschen  haben an der „Stunde der Gartenvögel“ vom 13. bis 16. Mai teilgenommen. Aus über 95.000 Gärten und Parks wurden dem NABU und dem Landesbund für Vogelschutz (LBV) über 3,1 Millionen Vögel gemeldet.

„Das derzeitige sehr wechselhafte und kühle Wetter macht unseren Vögeln wenig aus“, so NABU Bundesgeschäftsführer Leif Miller. „Einige Arten profitieren sogar. Etwa die Amsel, sie kommt bei feuchtem Wetter viel besser an ihre Leibspeise – Regenwürmer.“ Der schwarze Vogel belegt nach dem Haussperling wie bisher in jedem Jahr seit dem Beginn der Aktion 2005 Platz zwei der am häufigsten gemeldeten Gartenvögel. Dabei ist er auch der zuverlässigste Gartenbesucher und konnte in über 92 Prozent aller Zählungen entdeckt werden.

Mit Spannung erwartet wurden die Zählergebnisse der Blaumeise. Bei der kleinen Meise mit dem blauen Köpfchen hatte im Frühjahr 2020 ein bakterieller Erreger namens Suttonella ornithocola erstmals zu einem Massensterben in vielen Teilen Deutschlands geführt. Dort, wo es grassierte, hatten die Sichtungen bei der Vorjahreszählung deutlich abgenommen, wie eine Analyse nach Postleitzahlen zeigen konnte. Eine Welle verstorbener Blaumeisen war zwar auch in diesem Frühjahr wieder festzustellen, sie war jedoch deutlich kleiner. „Die Blaumeise hat sich vom Einbruch im vergangenen Jahr gut erholt“, so Miller. „Auch wenn sie ihren normalen Durchschnittswert wohl nicht ganz erreichen wird. Offenbar konnten erfolgreiche Bruten die Verluste weitgehend ausgleichen.“

Insgesamt konnten pro Garten mit 33 Individuen wieder deutlich mehr Vögel als im Vorjahr entdeckt werden. Während die Gesamtzahl der Vögel im Siedlungsraum im Gegensatz zu den Beständen in der Agrarlandschaft damit weiterhin weitgehend konstant bleibt, gibt es doch für viele Vogelarten besorgniserregende Entwicklungen: So verharren die Sorgenkinder Mauersegler, Mehlschwalbe, Grünfink und Zaunkönig auf Höhe der schlechten Ergebnisse aus den Vorjahren. Miller: „Eine Trendwende ist bei ihnen weiter nicht in Sicht. 

Interessant sind auch die Ergebnisse bei den beiden Rotschwanzarten. Der eigentlich viel häufigere Hausrotschwanz nimmt seit vielen Jahren kontinuierlich ab. Inzwischen wird im Vergleich zum Beginn der Aktion vor 16 Jahren nur noch die Hälfte an Vögeln seiner Art gemeldet. Der seltenere Gartenrotschwanz hält sich dagegen stabil. Miller: „Diese Entwicklung beim Hausrotschwanz ist besorgniserregend. Vermutlich leidet er als Gebäudebrüter am Verlust von möglichen Brutnischen und als Insektenfresser an fehlender Nahrung.“

Positiv entwickeln sich weiterhin die Gartenbestände von eigentlichen Waldvögeln wie Ringeltaube und Buntspecht. Ein besonderer Gewinner der aktuellen Zählung ist offensichtlich der Stieglitz. Die gemeldeten Zahlen dieses farbenfrohen Finkenvogels machten einen Sprung: In diesem Jahr konnte er in 16 Prozent aller Gärten mit 0,43 Vögeln pro Garten entdeckt werden. Beide Werte sind doppelt so hoch wie noch zu Beginn der Zählungen. Die Besonderheit dieser Art ist, dass er als einer von ganz wenigen Singvögeln seine Jungen nicht mit Insekten, sondern vegetarisch ernährt.

Die vollständigen Ergebnisse sind unter www.stundedergartenvoegel.de abrufbar und können mit vergangenen Jahren verglichen werden.

Das Rotkehlchen ist der Vogel des Jahres 2021

Das Rotkehlchen ist der erste öffentlich gewählte Vogel des Jahres. Es hat mit 59.267 Stimmen vor Rauchschwalbe und Kiebitz das Rennen um den Titel gemacht. Insgesamt über 455.000 Menschen beteiligten sich an der Wahl. Das Rotkehlchen trägt nun zum zweiten Mal den Titel.

Mit seiner orangefarbigen Brust und Kehle ist das Rotkehlchen unverwechselbar. Der Bauch ist hell, Schwanz, Hinterkopf und Rücken sind braun gefärbt. Die Geschlechter sind nicht zu unterscheiden, aber das Alter: Jungen Rotkehlchen fehlt die orange Färbung, ihre Brust ist braun geschuppt. Sein Gesang ist eine Abfolge hoher Töne, die in einer „perlenden“ Strophe enden.

Das Rotkehlchen fühlt sich in Wäldern, Parks und Gärten zu Hause. Auch offene Landschaften wie Felder bewohnen die Rotkehlchen, solange es Sträucher zum Brüten gibt. Wer im eigenen Garten das Beet umgräbt, der hat schnell ein Rotkehlchen an seiner Seite. Es sucht in der aufgeworfenen Erde nach Würmern, Schnecken, Spinnen und Insekten. Außerhalb von Gärten folgt es auch größeren Säugern wie Wildschweinen, um auch hier Nahrung aus der aufgeworfenen Erde zu picken.